Referentin,
verheiratet, Mutter:
“Das kann doch nicht alles gewesen sein!”
Ich habe schon ziemlich viel erreicht in meinem Leben:
Meine Wohnung ist nach meinen Vorstellungen eingerichtet, alles passt zueinander, ist komfortabel und behaglich, geschmackvoll gestaltet.
Meine Kinder sind dabei, ihrer Wege zu gehen. Ich habe sie dabei gut beraten und begleitet.
Mein Mann war ihnen ein guter Vater, hat sie auch unterstützt und ist stolz auf sie.
Wir machen jedes Jahr einen großen Urlaub und kleinere Fahrten, haben schon viele Länder und Kontinente gesehen. In meiner Arbeit verdiene ich echt gutes Geld.
Und das war jetzt alles?!?
Irgendwie fehlt da noch was. Was fehlt mir denn?
Nach dem Studium wollte ich alles anders machen als meine Eltern, nun sind zwar die Reisen größer, die Wohnung schicker, haben wir bessere Jobs und trinken besseren Wein – und dennoch ist da diese Schwere und Müdigkeit, “Erschöpfungssyndrom” sagte die Ärztin. Ich fühle mich so austauschbar.
Wo ist mein eigenes Unverwechselbares? Wer bin ich selbst?
Nicht die verständnisvolle Mutter und vorzeigbare Ehefrau, die zuverlässige, engagierte Mitarbeiterin und nette Nachbarin, sondern ich selbst?
Das kann doch nicht alles gewesen sein!
Vielleicht muss ich ja nicht die ganze Welt verändern, aber doch irgendwas bewegen, bewirken. Meine Spur hinterlassen, Sinn spüren, Sinn bewirken.
Ich spüre so viel verborgene Kraft in mir und Sehnsucht nach Leben. Ich möchte das Leben fühlen, muss irgendwas gründlich ändern, damit ich nicht völlig in Routine ersticke, eingefangen in Funktionieren und Pflichterfüllung auf der einen, sowie Ablenkung durch Konzerte, Theater, Reisen, Wein und andere schöne Nebensache auf der anderen Seite.
Für die berühmte Midlife Crisis bin ich wohl ein bisschen zu alt, aber vielleicht steckt was anderes dahinter? Bin ich an einem spirituellen Kreuzungspunkt angelangt?
Was fange ich mit mir an?