Thomas (39)

Pro­jekt­lei­ter,
ledig:

Ich habe kei­ne Ahnung, was jetzt pas­sie­ren soll­te, was ich eigent­lich will.


Ich habe mei­nen Job ver­lo­ren, 6 Wochen ist es jetzt her, die Abfin­dung war echt gut, ich kann mich nicht bekla­gen, und Zeit habe ich jetzt viel mehr als in den Jah­ren im Office.

Die gön­ne ich mir auch. Freiheit!

Kei­ne Team­mee­tings mehr, kei­ne Berich­te ablie­fern, kei­ne Ver­ant­wor­tung für Abläu­fe, die ich gar nicht allein steu­ern kann, schlaf­lo­se Näch­te, um doch Lösun­gen zu fin­den, den Feh­ler, den ich bis­lang viel­leicht über­se­hen hat­te. Ich kann end­lich über mei­ne Zeit selbst verfügen!

Das Arbeits­amt lässt mich in Ruhe – auf mei­nem Level haben die kaum Ange­bo­te. Also eigent­lich geht es mir gut.

Na ja, wenn ich ehr­lich bin: mir fehlt schon auch der All­tag in der Fir­ma, die Gesprä­che zwi­schen Tür und Angel mit Kol­le­gin­nen, der Aus­tausch in der Cafe­te­ria. Oder wenn mich jemand vom Team frag­te, ob ich mal kurz hel­fen kann. Und auch das Bewusst­sein, an einer gro­ßen Sache mit­be­tei­ligt zu sein, der Stolz, wenn ein Pro­jekt frist­ge­mäß und rich­tig gut abge­schlos­sen wurde.

Wür­de ich zurück wol­len? Wohl eher doch nicht. Den Stress hät­te ich irgend­wann nicht mehr ausgehalten.

Jetzt habe ich Zeit, eine unge­wohn­te Situa­ti­on, kann wie­der was tun für mei­ne Fit­ness – ins Stu­dio gehen und zum Schwim­men – oder im Café sit­zen und den schö­nen Frau­en hin­ter­her schau­en, auch eine, die mir gefällt, anspre­chen und mich tat­säch­lich ver­ab­re­den mit ihr.
Mit mei­nem Job war das schwie­rig. Kei­ne Frau hat das län­ger als paar Wochen mit­ge­macht, dass ich so wenig Zeit für sie hatte.

Und jetzt? Wenn sie mich fra­gen wür­de, was ich so mache, soll ich etwa sagen, dass ich arbeits­los bin? Oder wie man das so aus­drückt, bet­ween Jobs? Aber bet­ween was denn eigent­lich? Ich habe kei­ne Ahnung, was jetzt pas­sie­ren soll­te, was ich eigent­lich will. Nur dass ich nicht so wei­ter­ma­chen will wie in den letz­ten Jah­ren, weiß ich: Lei­stun­gen brin­gen, Abschlüs­se lie­fern, ab und zu bemer­ken, dass ich älter wer­de, weil die ersten grau­en Haa­re nicht mehr zu über­se­hen sind und die Jeans immer enger wird.

Ich will mein eige­nes Leben, also natür­lich einen ande­ren Job, oder sogar mehr als nur Job – etwas, das genau zu mir passt, mei­ne, sagen wir, Beru­fung fin­den, wo ich selbst die Ent­schei­dun­gen tref­fe und Ver­ant­wor­tung dafür tra­ge, nicht nur die Plä­ne des CEO aus­füh­ren muss.
Und dann noch eine tol­le Bezie­hung mit einer schö­nen sexy Frau — das wäre Leben.
Aber wie geht das?