Projektleiter,
ledig:
Ich habe keine Ahnung, was jetzt passieren sollte, was ich eigentlich will.
Ich habe meinen Job verloren, 6 Wochen ist es jetzt her, die Abfindung war echt gut, ich kann mich nicht beklagen, und Zeit habe ich jetzt viel mehr als in den Jahren im Office.
Die gönne ich mir auch. Freiheit!
Keine Teammeetings mehr, keine Berichte abliefern, keine Verantwortung für Abläufe, die ich gar nicht allein steuern kann, schlaflose Nächte, um doch Lösungen zu finden, den Fehler, den ich bislang vielleicht übersehen hatte. Ich kann endlich über meine Zeit selbst verfügen!
Das Arbeitsamt lässt mich in Ruhe – auf meinem Level haben die kaum Angebote. Also eigentlich geht es mir gut.
Na ja, wenn ich ehrlich bin: mir fehlt schon auch der Alltag in der Firma, die Gespräche zwischen Tür und Angel mit Kolleginnen, der Austausch in der Cafeteria. Oder wenn mich jemand vom Team fragte, ob ich mal kurz helfen kann. Und auch das Bewusstsein, an einer großen Sache mitbeteiligt zu sein, der Stolz, wenn ein Projekt fristgemäß und richtig gut abgeschlossen wurde.
Würde ich zurück wollen? Wohl eher doch nicht. Den Stress hätte ich irgendwann nicht mehr ausgehalten.
Jetzt habe ich Zeit, eine ungewohnte Situation, kann wieder was tun für meine Fitness – ins Studio gehen und zum Schwimmen – oder im Café sitzen und den schönen Frauen hinterher schauen, auch eine, die mir gefällt, ansprechen und mich tatsächlich verabreden mit ihr.
Mit meinem Job war das schwierig. Keine Frau hat das länger als paar Wochen mitgemacht, dass ich so wenig Zeit für sie hatte.
Und jetzt? Wenn sie mich fragen würde, was ich so mache, soll ich etwa sagen, dass ich arbeitslos bin? Oder wie man das so ausdrückt, between Jobs? Aber between was denn eigentlich? Ich habe keine Ahnung, was jetzt passieren sollte, was ich eigentlich will. Nur dass ich nicht so weitermachen will wie in den letzten Jahren, weiß ich: Leistungen bringen, Abschlüsse liefern, ab und zu bemerken, dass ich älter werde, weil die ersten grauen Haare nicht mehr zu übersehen sind und die Jeans immer enger wird.
Ich will mein eigenes Leben, also natürlich einen anderen Job, oder sogar mehr als nur Job – etwas, das genau zu mir passt, meine, sagen wir, Berufung finden, wo ich selbst die Entscheidungen treffe und Verantwortung dafür trage, nicht nur die Pläne des CEO ausführen muss.
Und dann noch eine tolle Beziehung mit einer schönen sexy Frau — das wäre Leben.
Aber wie geht das?